Eine sympathische Karlotta Wilde begrüßt uns mit einem breiten Lächeln – wir trafen die Berliner Designerin im Rahmen der Pariser Modewoche im temporären Showroom der Berliner Designer. Neben der Begutachtung ihrer neuen Kollektion, die militärische Einflüsse und sehr ideenreiche Details beinhaltet, haben wir Karlotta gleich ein paar Fragen gestellt – zum einen über Mode im Allgemeinen und natürlich auch zu ihrer neuen Kollektion:

MC: Welche Bedeutung hat Mode für dich?

KW:  Mode ist einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens, sie ist mein Job! Trotzdem versuche ich Mode und die Welt drum herum auch mit Abstand zu betrachten. Mode soll Spaß bringen. Und es gibt wichtigere Dinge im Leben als eine perfekt sortierte und/oder teure Garderobe. Trotzdem ist Mode interessant und spiegelt unsere Gesellschaft wieder. Es ist toll zu beobachten was Mode mit Menschen und Menschen mit Mode machen…

MC: Wie kreierst du dein eigenes Trendgespür und wie verändert sich das von Saison zu Saison?

KW: Meistens zeigen sich schon früh Tendenzen für die kommende Saison. Man muss nur die Augen offen halten und auf die Straßen der Metropolen schauen, das Musikbusiness und überhaupt das Zeitgeschehen verfolgen, um zu verstehen, in welche Richtung sich die Mode eventuell verändern könnte. Natürlich kommt da dann noch der eigene Geschmack hinzu.

Außerdem besuche ich die Stoffmessen in München und Paris, da kann man dann auch schon Tendenzen, z.B. in Farben und Strukturen, erahnen.

MC: Wie wichtig und einflussreich sind denn andere Designer für deine eigene Arbeit?

KW: Natürlich schaue ich mir gerne die Kollektionen anderer Designer an und beobachte jede Fashion Week. Und mit Sicherheit wird man auch durch spannende Silhouetten, Farben oder auch Kampagnenbilder inspiriert – wirklich stark beeinflussen mich aber andere kulturelle Bereiche des Lebens, wie z.B. Kunst, Architektur oder Musik.

MC: Berlin als Modehauptstadt – Wie siehst du die Zukunft der Mode in Deutschland?

KW:  Das ist ein schwieriges Thema. Berlin hat wahnsinnig viel Potential und ist Zuhause von vielen außerordentlich engagierten und kreativen Menschen.  Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Stadt, auch imagemäßig, zur Zeit etwas festgefahren ist. Es gibt die guten Messen, es gibt die Fashion Week und die besagten Kreativen. Aber richtig ernst genommen wird die Stadt als Modestandort international noch nicht. Berlin ist für mich wie ein Kind, das nicht erwachsen wird.

Der Fashion Week fehlt es an relevantem Publikum, die Labels wechseln häufig und es präsentieren sich zum größten Teil Jungdesigner. Dass so viele junge Labels teilnehmen ist primär toll – allerdings glaube ich, dass dies der Berlin Fashion Week nicht sonderlich hilft, ernst genommen zu werden. Berlin ist großartig als Standort, ich liebe diese Stadt – aber sie wird es in nächster Zeit nicht mit Paris, London, New York, oder Mailand aufnehmen können.

Deutschland ist generell ein schwieriger Markt um als Modelabel Fuß zu fassen. Die Einkäufer sind, meiner Erfahrung nach, sehr viel vorsichtiger als in anderen Ländern. Sie greifen gerne und häufig auf altbewährte Labels zurück, anstatt auch nationale, jüngere und vor allem noch unbekannte Designer zu unterstützen. Das ist auf der einen Seite verständlich – Mode ist Business – auf der anderen natürlich schade.

MC: Wir haben im Berlin – Showroom in Paris deine neuen Entwürfe bewundern können. Du sagst selbst, es sind viele militärische Einflüsse und Details in die neue Kollektion einbezogen worden. Gibt es dahinter eine Story?

KW: Ich finde Uniformen irgendwie beeindruckend. Gerade militärische Kleidung strahlt Dominanz, Männlichkeit und in gewisser Form auch Eleganz aus. Ich fand das Thema sehr spannend und es hat mich gereizt, dieses weiblich zu interpretieren, ohne ganz profan mit Kordeln, goldenen Knöpfen, Abzeichen oder Camouflage zu arbeiten. So haben wir die Kordeln durch zarte Seidenbänder mit schmalen Ösen ersetzt und diese benutzt, um beispielsweise die weibliche Taille zu betonen.  Auch Details wie Schärpen wurden modernisiert und treten in gestrickter Form, oder gekreuzt über einem Abendkleid auf.

MC: Welches ist dein persönliches Key-Outfit deiner Linie? Also welcher Look spiegelt die Karlotta Wilde Kollektion für den Herbst 2014 am besten wider?

KW: Ganz klar das schwarze Cocktailkleid mit den applizierten Seidenbändern. Es ist schlicht, dominant und weiblich.

MC: Wie würde man als modebegeisterte Frau Karlotta Wilde ab überzeugendsten kombinieren? Du hast doch bestimmt einen gewissen Typus vor deinem geistigen Auge, kannst du uns den kurz beschreiben?

KW: Die Frau, die Karlotta Wilde trägt, ist modisch sehr versiert, ohne ständig jedem Trend zu folgen. Sie hat ihren eigenen Stil und ist sehr selbstbewusst. Ich möchte mich aber nicht festlegen, wie man Karlotta Wilde am überzeugendsten kombiniert. Das überlasse ich voll und ganz der Trägerin! Ich habe schon sehr viele verschiedene Varianten gesehen und freue mich über jede.

MC: Was ist deiner Meinung nach ein Look, an dem man im Sommer auf keinen Fall vorbei kommt?

KW: Im Sommer erwarten uns spannende Materialien. Transparente Stoffe, wie Baumwolle oder Seide, gelackte Baumwolle –die ich auch in meiner Spring/Summer 2014 Kollektion verwende – und generell Glanz. Außerdem  glaube ich an grafische Silhouetten.

MC: Abschließend würden wir dich gern fragen, wie es mit Karlotta Wilde weiter geht? Hast du gerade ein tolles Projekt in der Pipe? Oder anders gefragt mit wem würdest du denn gerne mal kooperieren?

KW: Es wird wohl ein paar konzeptionelle Veränderungen bei Karlotta Wilde geben. Da kann ich aber noch nicht mehr verraten! Wunsch-Kooperationspartner gibt es viele. Kosmetik, Accessoires oder eine Capsule Collection wären toll. Am Liebsten aber würde ich zusätzlich zum Design auch gerne schreiben. Eine Kolumne in einem Magazin wäre der Hammer!

MC: Vielen, vielen Dank.

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