Wer außerhalb des Défilés-Kalenders noch Platz hat, sollte diese Show nicht verpassen: die 11. “Métiers d’Art-Show” von Chanel fand dieses Jahr auf Schloss Leopoldskron in Salzburg statt. Der historische Rokkoko Palast war bereits Drehort des berühmten Klassikers “Sound of Music” und die Geschichte der Schloss-Besitzer ist so international und facettenreich, dass man darüber genauso gut einen ganzen Film drehen könnte. Aufgekauft von den Gründern des Salzburger Seminars, dient es heute für deren intellektuellen Treffen, genauso wie zum Teil als Hotel und für illustre Events wie die diesjährige Métier d’Art-Präsentation.

Der Kreativdirektor Karl Lagerfeld traf schon am Montag zum glamourösen Dinner in Salzburg ein. Unter den Nachtschwärmern waren bereits Brad Kroenig, Caroline de Maigret, Caroline Sieber oder Binx Walton zu sehen.

Nun zum Hintergrund: Seit 2002 ehrt das französische Luxushaus die für Chanel zuständigen handwerklichen Ateliers. Zu den elf Kunsthandwerkbetrieben, die seit 1985 alle zum Chanel Besitz gehören, zählen das Stickereiatelier Maison Lesage, der Schmuckdesigner Desrues, der Federschmuckbetrieb Lemarié, der Hutmacher Michel, Schumacher Massaro, Goossens, das Atelier für Handschuhe Causse, das Stickereiatelier Montex, Guillet, Barrie Knitwear und Lognon. Jedes einzelne Atelier ist zuständig für einen ganz bestimmten handwerklichen Bereich bei Chanel.

Wie immer ist die Wahl der Location nicht zufällig und geht zurück in die Ursprünge des französischen Labels. Als die Begründerin des Modehauses, Gabrielle “Coco” Chanel 1950 nach Salzburg reist, trifft sie einen Fahrstuhl-Begleiter und bemerkt seine perfekt sitzende Jacke. Diese inspiriert sie so sehr, dass sie sich das Modell für ihre eigene Kollektion anfertigen lässt. Et Voilà, ein Kultstück der Mode war geboren! Als die österreichische Schauspielerin Romy Schneider die Kostümjacke in den 60ern trägt, erlangt sie internationalen Durchbruch. Ohne diesen scheinbar unbedeutenden Moment würde das weltberühmte Jackett heute nicht zu Chanels Markenzeichen gehören.

Diese Szene wurde auch im Kurzfilm “Reincarnation” als Teaser für die Show und die dazugehörige Kollektion nachgestellt. Coco Chanel wird von Geraldine Chaplin reinkarniert, der Lift-Boy von Pharell Williams und Cara Delevigne als Hotelangestellte vereint den Fahrstuhl-Jungen in einem Traummoment mit Romy Schneiders Lebensrolle, der österreichischen Märchenprinzessin Sissi. In weißen Traumkostümen tanzen die beiden zum Soundtrack “CC The World” dem Delevigne ihre Stimme verlieh und der ebenfalls von Williams geschrieben und komponiert wurde.

Zu diesem Anlass gehört natürlich auch eine eigene Prêt-à-porter-Kollektion, die Karl eigens für dieses Event kreiert hat und ab Mai 2015 erhältlich sein wird. Da für eine perfekte Inszenierung jedes Detail stimmen muss, wird sich der rote Faden des Rokkoko-Stils aus dem österreichisch-ungarischen Imperium auch in dieser Linie bemerkbar machen.

Diese Show ist nicht nur eine Hommage an die einstige Chanel-Begründerin, sie würdigt vielmehr das Zusammenspiel aller handwerklichen Bereiche, die in jeder Saison, in jeder Kollektion zusammenarbeiten, um etwas zu erschaffen, was tatsächlich dem französischen Begriff für Handwerk entspricht: “artisanal”: Kunst und Handwerk.

//Aileen Marika Hokari