Fotografie soll Fragen aufwerfen, sie soll einen Rahmen aufstellen und dazu fähig sein, aus ihm auszubrechen. Das versucht der Fotograf Nicholas Nixon seinen Studenten am Massachusetts College of Art and Design beizubringen. In seinen eigenen Werken gelingt es ihm, das Abstrakte in der absoluten Nähe zu finden. Gesichtern nähert er sich derart, dass Falten und Bartstoppeln zu Landschaften und Münder zu Höhlen werden.

Doch immer behält er den Respekt vor dem, was sich vor seiner Linse befindet.

Der in Detroit geborene Nicholas Nixon begann im Jahre 1975 das mittlerweile fast 40-jährige Projekt “The Brown Sisters”. Das erste Foto des Projekts ist fast zufällig bei einem Familienbesuch entstanden, als Nicholas Nixon aus einer Langeweile heraus, statt Fotos von der Landschaft zu schießen, seine Frau Bebe und ihre drei Schwestern bat, sich einmal fotografieren zu lassen. Sie willigten ein und genossen es, sich für ein Foto nicht adrett hinstellen zu müssen, sondern so lässig sein zu dürfen, wie sie wollten. Bei dem nächsten Aufeinandertreffen der Familie wurde die Idee schließlich geboren, eine Serie daraus zu machen. Von nun an und bis heute stellten die Brown-Schwestern sich jedes Jahr in der gleichen Reihenfolge auf und ließen sich ablichten.

“The Brown Sisters” ist ein Lebenswerk des Fotografen. Es rührt, weil eine Familie porträtiert wird, aber auch, weil es das Zeugnis eines langjährigen Zusammenhaltes ist. Jedes einzelne Foto hält einen Moment fest, der einzigartig ist. Die Schwestern bleiben immer Individuen, ihre Blicke verschieden und manchmal verschlossen. Ihr Älterwerden wird dokumentiert und auf diese Weise auch die Zeit. Doch handelt es sich um mehr als die bloße Dokumentation. Diese Frauen werden in den Raum gestellt und mit ihnen die Frage, welche Geschichten sich hinter ihnen verbergen. “The Brown Sisters” ist auch ein Lebenswerk der vier Schwestern.

//Choleda Jasdany