Manchmal glaubt man, einen Song im Radio zu kennen und vergisst, dass man ihn aus dem Radio kennt. Dann vergeht eine Weile, man hört ihn wieder und merkt sich den Text, weil irgendetwas daran bemerkenswert ist. Irgendwann fängt man an, mitzusingen und dann ist es nicht mehr lang, bis ein Freund fragt, was für ein Lied das sei, das man die ganze Zeit vor sich hinsingt. Aber dann ist das Debütalbum schon rausgekommen und der Freund weiß wirklich nicht, welches Lied das sei, wirklich nicht?

„Archie, marry me“ lief schon eine ganze Weile im Radio und schlich sich langsam, aber sicher in Gestalt eines Ohrwurms und bestimmt ohne Einladung durch die Ohren in unsere Köpfe. Ohrwürmern gegenüber wird im Allgemeinen eine reservierte Haltung eingenommen, haben sie doch ein offensichtliches Ziel, sich mit einfachen Mitteln in uns einzunisten und sich auf diese billige Art unvergesslich zu machen.

„When you whisper, you don’t think I mean it that way, when I mentioned, you don’t mean that much to me“, hören wir von der Sängerin Molly Rankin in „The Agency Group“, dem längsten Stück des Albums. Der fünfköpfigen Band aus Toronto gelingt es, die Aufmerksamkeit der Zuhörer mit Brüchen: mit weichen Synthie-Sounds auf hartem Gitarrengekratze auf sich zu ziehen.

Vielleicht gehört „Archie, marry me“ zu dieser Art von Ohrwurm. Das Album wird jedoch nicht vom Pop-Kitsch dominiert. Stattdessen schlängeln sich raue und geschrammte Klänge auf eine unruhige, aber doch geduldige Weise durch die atmosphärischen Strandmelodien. Man schwelgt beim Hören der Lyrics, denn sie erinnern uns in tragischer Unheimlichkeit an kurze Momente in unserem eigenen Leben, als wir uns in Gesellschaft befanden und trotzdem einsam fühlten und wenigstens mit dem Blick das Weite suchten.

//Choleda Jasdany